Die einzigartige Schönheit der wertvollen Naturfaser wurde schon vor 5000 Jahren erkannt. Der Legende nach hat die chinesische Kaiserin Si Ling Chi beobachtet, wie sich eine unscheinbare Raupe verpuppte, und sie hatte den Wunsch, sich auch in einen so glänzenden Faden zu hüllen. Am kaiserlichen Hof kam man dem kostbaren Geheimnis auf die Spur, welches noch 2000 Jahre von den Chinesen gehütet wurde.

Erzeugt wird der begehrte Seidenfaden durch die gefräßigen Raupen des Maulbeerspinners. Einen Monat lang vertilgen sie ungeheure Mengen frischer Maulbeerblätter. Nach vier Häutungen beginnt die Raupe, sich mit einem Kokon zu umspinnen, indem Sie aus zwei Drüsen am Kopf feine miteinander verklebte Fäden herauspresßt und sie in Schleifen rund hunderttausendmal um sich windet. So produziert sie einen etwa vier Kilometer langen Seidenfaden.

Um ihn zu gewinnen, wird der Maulbeerspinner durch 70 Grad Heißdampf behandelt. Im Anschluss werden die Kokons in heißes Wasser getaucht und solange mit einem Reisbesen gebürstet, bis sich die äußeren wirren Fäden und der Anfang des Fadens im Reisigbesen verfangen haben. Im folgenden Bearbeitungsschritt werden nach gewünschter Fadenstärke, drei bis acht Kokons gleichzeitig abgehaspelt, woraus ein ca. achthundert Meter langer Seidenfaden entsteht, der als sogenannte Grege ( Haspel - reale Seide ) für die Teppichproduktion verwendet wird. Zum Abschluss dieses aufwendigen Bearbeitungsprozesses wird die Rohseide durch Kochen in leichter Seifenlösung vom Seidenleim ( Sericin ) befreit, wobei ein Gewichtsverlust von ca. 30% entsteht. Der übrige Seidenfaden, auch Schappe- und Bouretteseide genannt, dient zur Produktion von Näh- und Knopflochseiden. Beim Knüpfen der Teppiche gehen dann nochmals 70% der ursprünglichen Fadenlänge der Grege verloren, da der Seidenfaden bei der Verarbeitung zum Teppich eine gewisse Länge haben muss und nach jeder fertig geknüpften Knotenreihe der Überschuss fein säuberlich mit einer Spezialschere abgeschnitten wird, damit der Hereke eine gleichmäßig glatt gearbeitete Oberflächenstruktur erhält.
Die in Bursa für Hereke produzierte Seide weist für Teppiche hervorragende Eigenschaften auf: Die verwendete Seide ist reißfest, sie besitzt natürlichen Glanz und Geschmeidigkeit, ist mottensicher und bietet keinen Nährboden für Bakterien.

Hat nun ein Hereke ein Gewicht von 3kg, braucht man für die Herstellung ca. 10 kg Seide und fast 90 kg Rohmaterial. So betrachtet, müßten diese Kostbarkeiten unerschwinglich sein.

Ausschließlich dem unterschiedlichen Lohnniveau im Orient und Okzident ist es zuzuschreiben, daß dieses edle Material noch zu diesen Konditionen angeboten werden kann. Dem Zeitpunkt dieser Verhältnisse ist aufgrund der bereits erwähnten Industrialisierung im Ursprungsland wohl bald ein Ende gesetzt.